File 1.27
Was weiß der Mensch eigentlich von sich selbst! Ja, vermöchte er auch nur sich einmal vollständig, hingelegt wie in einen erleuchteten Glaskasten, zu perzipieren? Verschweigt die Natur ihm nicht das Allermeiste, selbst über seinen Körper, um ihn, abseits von den Windungen der Gedärme, dem raschen Fluß der Blutströme, den verwickelten Fasererzitterungen, in ein stolzes, gauklerisches Bewußtsein zu bannen und einzuschließen! Sie warf den Schlüssel weg: und wehe der verhängnisvollen Neubegier, die durch eine Spalte einmal aus dem Bewußtseinszimmer heraus und hinabzusehen vermöchte, und die jetzt ahnte, daß auf dem Erbarmungslosen, dem Gierigen, dem Unersättlichen, dem Mörderischen der Mensch ruht, in der Gleichgültigkeit seines Nichtwissens, und gleichsam auf dem Rücken eines Tigers in Träumen hängend.
F. Nietzsche, Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne
What does man acutally know about himself? Is he, indeed, ever able to perceive himself completely, as if laid out in a lighted display case? Does nature not conceal most things from him - even concerning his own body - in order to confine and lock him withing a proud, deceptive consciousness, aloof from the coils of the bowels, the rapid flow of the bloodstream, and the intricate quivering of the fibres? She threw away the key. And woe to that fatal curiosity which might one day have the power to peer out and down through a crack in the chamber of consciousness and then suspect that man is sustained in the indifference of his ignorance by that which is pitiless, greedy, insatiable, and murderous - as if hanging in dreams on the back of a tiger.
F. Nietzsche, On truth and lies in a nonmoral sense
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