nichts 1.0
Jedes Individuum, für sich betrachtet, ist ein herumwandelndes Konkretement von 1000 Bedürfnissen, die meistens so dringend sind, daß es ohne deren Befriedigung kaum einen Tag bestehen kann ... je höher die Organisation, vom Polypen bis zum Menschen, desto größer die Bedürfnisse und desto schwieriger ihre Befriedigung, desto unsäglicher das Mühen und der Schmerz: aber nicht so der Lohn: der bleibt die Existenz selbst, die alles letzten Zwecks entbehrt, und nicht weiß wozu sie da ist, wie die Langeweile bezeugt. Man muß blind seyn um nicht zu sehn, daß das ganze Leben und Daseyn selbst eine Verirrung ist, von der wir zurückzukommen haben: und so lehren es die alten Religionen Asiens. - Die Weisheit ist, einzusehn, daß der Ertrag die Kosten nicht deckt, und das Geschäft aufzugeben: dies Geschäft heißt aber nicht das Individuum, sondern der Wille zum Leben. ... Da wir aber ein so großes Mißverhältniß zwischen der Arbeit und dem Ertrag sehn, welches Mißverhältniß eigentlich der Grund ist, warum alles Leben im Leiden bleibt; - so müssen wir gestehn, daß der Wille zum Leben ein Thor ist.
Schopenhauer, Arthur. Handschriftlicher Nachlaß, Band III, 328f.
Schopenhauer, Arthur. Handschriftlicher Nachlaß, Band III, 328f.
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