Sunday, December 16, 2007

the age of sentiment

Mit wenigen Ausnahmen versteht sich das Dixhuitième, dieses 'Jahrhundert der ausgebildeten Vernunft' (Forster), als eine Epoche der zivilisierten Natur. Das Gesagte gilt vielleicht noch am wenigsten für Rousseau, wenn auch selbst in seinem Naturpathos Empfindung und Inszenierung untrennbar sich mischen, aber es gilt für seine Nachfolger und erst recht für seine Anhänger, die er nicht zuletzt an den Höfen findet: die Begeisterung für die Natur wird hier zum Bestandteil der Etikette. Taine hat in seiner Schilderung des Ancien Régime daraufhingewiesen, daß sich in dieser Zeit der Grundzug der Sitten keineswegs änderte: 'Es handelt sich darum, zur Natur zurückzukehren, das Landleben zu bewundern, die Einfachheit der ländlichen Sitten zu lieben, sich für die Bauern zu interessieren und human zu sein, ein Herz zu haben [...] Gatte und Vater zu sein, eine Seele mit Tugenden und religiösen Ergüssen zu besitzen, an die Vorhersehung und die Unsterblichkeit der Seele zu glauben, Begeisterung zu empfinden [...]. Man will so sein [...], [aber] nur unter der stillschweigenden Bedingung, daß man dadurch in seiner gewöhnlichen Lebensweise nicht allzu sehr gestört werde, und daß die Eindrücke des neuen Lebens die Genüsse des alten nicht beeinträchtigen. [...]" Es ist die Zeit der kalkulierten Sentimentalität.

With few exceptions the Dixhuitième, this 'century of cultivated reason' (Forster), conceives of itself as an epoch of civilised nature. Arguably, this may least apply to Rousseau even though sentiment and staging are inextricably mixed in his nature pathos. But it does apply to his successors and especially to his followers who are frequently found at court: here the enthusiasm for nature becomes a feature of etiquette. In his depiction of the ancien régime, Taine has pointed out that during this age the main character of morality does not at all change: 'this revolves around a return to nature and to admire rural life, to be fond of the simplicity of rural customs, to show an interest for peasants and to be humane, to have a heart [...] to be a husband and father, to possess a soul of virtues and religious outpourings, to believe in providence and the immortality of the soul, to feel enthusiasm [...]. One wants to be this way [...], [but] only given the tacit provision that one's customary way of life will not be interrupted too much and that the impressions of this new life will not affect the enjoyments of the old one. [...]" It is the age of calculated sentimentality.

Wolf Lepenies, "Historisierung der Natur" in: Gefährliche Wahlverwandschaften, Stuttgart: Reclam, 1989, pp. 17-18. Transl. mine.

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